Hochspannungsleitungen mit gut 15.000 Volt und ICE-Züge mit Geschwindigkeiten von bis zu 300 Stundenkilometern: An Bahnanlagen lauern für Einsatzkräfte jede Menge gefahren. Um sich gefahrenbewusst bei Einsätzen im Gleisbereich zu verhalten und sich Wissen um die technischen Sicherheitseinrichtungen anzueignen, startete das Ausbildungswochenende mit einem Kurzvortrag. Hier konnten sich die über 50 teilnehmenden Helferinnen und Helfer auf die Fachexpertise des zuständigen Notfallmanagers der Deutschen Bahn AG verlassen. Maximilian Renner informierte anhand zahlreicher Schaubilder über vorhandene Schutzeinrichtungen am Gleis, um Gefahren für die Einsatzkräfte zu vermeiden.
Um im Einsatzfall die richtige Anfahrt zur den ICE-Tunnels und Notausstiegen sicherzustellen, ging es am Folgetag mit Kreisbrandinspektor, Werner König, auf Besichtigungstour. Den Start der Tour bildete der Tunnel Göggelsbuch mit einer Länge von 2.288 Meter. Am Nordportal Göggelsbuch angekommen, rauschte der erste ICE ohne große Vorankündigung aus dem Tunnel und erinnerte die Einsatzkräfte auf die am Vorabend gelernten Verhaltensregeln am Gleis.
Am nördlichen Notausstieg des Göggelsbucher Tunnel angekommen, informierte König, dass ein ICE-Zug mit einer Länge von 370 Metern bis zu 1.800 Personen transportieren kann. Müsste dieser Zug über den dort befindlichen Tunnelnotausgang mit der eingebauten Wendeltreppe evakuiert werden, wäre dies ein ordentlicher Kraftakt für die Einsatzkräfte. Immerhin beträgt der Höhenunterschied vom Gleis bis zum Ausstieg 130 Höhenmeter. Zum Glück gibt es dort einen Materialaufzug. Im Einsatzfall würde das THW mit einem Notstromaggregat (100 kVA) die Stromeinspeisung für den Betrieb des Aufzugs sicherstellen.
Notstromeinspeisung erfolgreich getestet
Damit im Ernstfall jeder Handgriff sitzt, erhielten die Helferinnen und Helfer am Notausgang Göggelsbuch (NA1) und Euerwang (NA3) eine Einweisung in die Funktionsweise und den Betrieb der Kettenaufzüge. Über das Notstromaggregat des THW Ortsverbandes Hilpoltstein konnte an den Notausgängen der Strom für den Betrieb der Lastenaufzüge erfolgreich eingespeist werden.
Über den Tunnel Offenbau (1.333 Meter) markierte der Notausstieg vier und fünf am Tunnel Euerwang den Wendepunkt der Tour. Der Tunnel Euerwang zählt mit seinen 7.700 Metern zu den längsten Eisenbahntunneln in Deutschland. Um dort im Ernstfall die Rettungsmaßnahmen zu erleichtern, verfügt der Tunnel über einen befahrbaren Rettungsstollen.
Das Ausbildungswochenende in Theorie und Praxis war für die Helferinnen und Helfer beider THW-Ortsverbände sehr lehrreicher und gewinnbringend. Eine gute Vorbereitung, um im Ernstfall Leben zu retten und sich selbst dabei nicht in Gefahr zu bringen.
Text: Bernhard Bergauer
Fotos: Liam Flohry, Bernhard Bergauer