Obwohl der Sommer auch bei uns in Franken ausgesprochen niederschlagsreich war und der Deutsche Wetterdienst DWD rechtzeitig vor extremen Unwettern in weiten Teilen Nordrhein-Westfalens und Rheinland-Pfalz gewarnt hatte, rechnete wohl kaum jemand mit den Verheerungen, die das Tiefdruckgebiet Bernd am 14. und 15. Juli 2021 in den Tälern der Eifel und des Bergischen Landes anrichten würde. Erschüttert sah man in den Medien Bilder und Filme, wie Sturzfluten ganze Ortschaften im Ahrtal und andernorts fortrissen und die Bewohner ohne Hab und Gut zurückließen. Straßen und Eisenbahnlinien, Gas- und Wasserleitungen, Stromkabel und Abwasserkanäle waren insbesondere entlang der Ahr weitestgehend zerstört. Schnell war erkennbar, dass zur Bewältigung dieser Schäden die örtlichen Kräfte nicht ausreichen würden, eine großangelegte, bundesweite Hilfsaktion aller Einsatzorganisationen und unzähliger Freiwilliger begann.
Im Oktober 2021 steht nun fest, dass dieses Ereignis zum größten Einsatz des THW in seiner Geschichte geführt hat: Alle 668 THW-Ortsverbände haben mit über 14.000 Helferinnen und Helfern aus ganz Deutschland über Monate hinweg Hilfe in den betroffenen Gebieten geleistet. In weit über 2.000.000 Stunden wurden etwa 1300 Aufträge erfolgreich abgearbeitet, zu Spitzenzeiten von 2500 Einsatzkräften zeitgleich. Die Lage forderte das ganze Spektrum des THW: Neben einer Unzahl an Bergungs- und Räumaufgaben galt es, Schmutzwasser zu fördern, Strom zu liefern, Brücken zu bauen, Bereitstellungsräume zu betreiben, die Bevölkerung zu versorgen, Infrastruktur zu reparieren, Wasser aufzubereiten, Ölschäden zu beseitigen und Führungsstellen zu besetzen. Allein 24 Brücken über die Ahr wurden bis Jahresende von den Brückenbaugruppen errichtet, 7 Aufbereitungsanlagen lieferten wochenlang viele Millionen Liter sauberes Trinkwasser.
Auch die Helferinnen und Helfer des Ortsverbandes Roth haben über Wochen im Katastrophengebiet in Rheinland-Pfalz tatkräftige Hilfe geleistet. Gemeinsam mit anderen Ortsverbänden wurden taktische Einheiten gebildet und zugeteilte Aufträge erledigt.
In einem ersten Einsatz hat der Zugtrupp und eine Bergungsgruppe aus Roth gemeinsam mit den Ortsverbänden Ingolstadt und Nördlingen einen Technischen Zug mit Fachgruppe Räumen (TZ-R) mit 25 Einsatzkräften gebildet. Aufgaben des Zuges waren unter anderem im Raum Sinzig und Altenahr die Beräumung und Befestigung von Straßen, das Abtragen und Entfernen von oft mehreren Metern hohen Bergen aus Treibgut, der Abriss einsturzgefährdeter Häuser und die Bergung von Tierkadavern. Hinzu kamen etliche Erkundungsaufträge für den Zugtrupp. Leider musste während dieses Einsatzes auch eine Leiche geborgen werden.
Nur wenige Tage später machten sich erneut Helfer des Rother Zugtrupps auf den Weg ins Schadensgebiet. Gemeinsam mit dem Ortsverband Gunzenhausen leitete der Zugtrupp einen Untereinsatzabschnitt in Bad Neuenahr. Hier betrieben die Helfer auch einen Info-Point, an dem betroffene Menschen weiterführende Hilfe vermittelt bekamen und eine Tankstelle, an der Kraftstoff für Notstromaggregate verteilt wurde. Zusammen mit den dort eingesetzten Einheiten des Technischen Hilfswerks aus Markt Schwaben, Ellwangen, Lengerich, Pforzheim und Rudolstadt wurde innerhalb einer Woche eine Gaspipeline entlang der Ahr beräumt, Teile der Heizungs- und Lüftungsanlage der Erich-Kästner-Schule Ahrweiler demontiert und eine Baustraße für die Entsorgung von Klärschlamm angelegt.
Im September und Oktober übernahmen Helfer unseres Ortsbandes Logistikaufgaben, u.a. als Disponent für Transporte im Einsatzabschnitt Mittleres Ahrtal. Neben der Materialrückführung von den Schadensstellen in die Bereitstellungsräume stand weiterhin die Versorgung der eingesetzten Einsatzkräfte mit Verbrauchsstoffen und Gerät im Mittelpunkt.
Der Einsatz des THW wird wohl noch, wenn auch mit deutlich geringerer Mannschaftsstärke, bis in Jahr 2022 fortgeführt.
Verheerende Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz
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